« Genüsslich Schlemmen mit Hüttenatmosphäre zu Hause »
Germknödel, Käsknöpfle oder doch ein Vesperbrett? Kaum gerät beim Wandern die Alm ins Visier, versucht man sich für ein Hüttenessen zu entscheiden. Jeder Alpenfan weiß: Am liebsten würde man nichts auswählen und einfach alles nehmen! Der Wunsch erfüllt sich mit unserem 3-gängigen Dinner, bei dem alles auf dem Kopf steht. Das gilt für den gelungenen Hüttenzauber fern der Alpen genauso wie für die Gäste, die vor Freude Purzelbäume schlagen.
Desserts gibt’s nur zum Schluss? So ein Schmarrn!
Für den Feinschmecker mit süßem Zahn ist es das Hüttenessen schlechthin. Klassiker der Alm: Kaiserschmarrn! Es ranken sich viele Legenden um die sündhaft leckere Hausmannskost, für die man einen luftig gebackenen Pfannkuchen in Stücke zerteilt. Fest steht, dass Kaiser Franz Joseph bei ländlichen Ausflügen die üppige Mehlspeise gerne mochte, die in vielen Ländern beliebt ist.
Es gibt traditionelle Kochanleitungen, die mit drei Eiern pro Person starten und somit keine Zweifel lassen: Der Schmarren ist eigentlich ein ausgewachsener Hauptgang, nachdem man pappsatt ist. Als Dessert würde die Süßspeise ebenfalls problemlos durchgehen, aber als Vorspeise? Selbstverständlich – vor allem dann, wenn es der perfekten Hüttenatmosphäre dient.
Fast alle Meisterköchinnen mit Link zu den Bergen haben ein Rezept für den karamellisierten Kaiserschmarrn veröffentlicht. Nach Belieben pickt man eine Anleitung heraus und bedenkt, dass fünf Stücke des zerpflückten Schmarrns für eine Vorspeisenportion genügen. Nur Staubzucker, niemals ohne Apfelmus, auf jeden Fall mit Zwetschgen-Gröstl: Alpenbewohner können beherzt darüber diskutieren, womit der süße Hüttenküchen-Star auf der Alm und anderswo kredenzt wird. Wozu die Debatte, wenn auch alles geht?
Selbstverständlich gibt es eine Puderzuckerbestäubung vor dem Servieren mit zwei Fruchtaufstrichen aus den Dolomiten. Der einen Fraktion wird die Holunder-Zwetschgen-Kreation gerecht. Die andere Marmeladen-Komposition bedenkt nicht nur die zweite Service-Tradition, sondern manövriert klammheimlich eine weitere Hüttenessenlegende auf den Teller: Apfelstrudel! Sauber, so sieht ein Senkrechtstart beim Alpendinner auf der Alm aus!
Rätselhaft leckeres Hüttenessen – „Tagliatelli di pane con pancetta e kinara“
„Hüttenpizza mit Hirschsalami“, „Wildkräuterbowl “ oder „Alpen-Tapas“ – typisches Hüttenessen bedeutet längst mehr als Brettljause und Tiroler Gröstl. Völlig gleich, wie extravagant moderne Kreationen ausfallen, sie haben eine Gemeinsamkeit: vertraute Geschmacksnuancen, die niemand auf der Alm vermissen möchte. Der Strategie schließt sich die Hüttenküchenfee beim Zwischengang an:
Einige Bandnudeln und kleine Würfel vom wohlgereiften Lardo werden flink in Butter geschwenkt. Sie landen als hübsch drapiertes Nudelnest auf dem Teller – umgeben von etwas rotem und grünem Pesto. Bunte Deko fürs Auge und Reibekäse für den Gaumen, schon ist das Südtiroler 5-Sterne-Hüttenessen servierfertig – und zwar in weniger als 5 Minuten.
Überdeutlich und unverschämt lecker sind die Noten des Specks, obwohl er kaum sichtbar ist. Sie passen fantastisch zur unkonventionellen Pasta, die wie uriges Bergbauernbrot schmeckt. Beachtenswert alpin gibt sich auch der geriebene Hartkäse, dessen Aroma nicht nur an frisch geschnittene Almgräser erinnert. Assoziationen mit Bergwäldern liegen wegen erdigen Pilznoten auch auf der Zunge.
Die Gäste der Alm genießen vollends das Gaumenfeuerwerk, geraten aber ins Grübeln. Obwohl die Geschmackskombination enorm vertraut wirkt, lässt sie sich nicht in Worte fassen. Bei der Beobachtung muss die Küchenfee schmunzeln, weil sie die Südtiroler Feinkost im Pasta-Rezept genauso kennt wie die Lösung des kulinarischen Rätsels:
- Eggerhof Nudeln mit Schüttelbrot-Aroma
- Lardo-Rückenspeck aus dem Pustertal
- Pesto von ROI mit Basilikum bzw. Tomaten
- Kinara mit Trüffel (vegetarischer Hartkäse) und
- Bergblüten von den Kräuterrebellen.
Wohlfühldinner mit geselligem Höhepunkt
Die Nudelteller werden abgeräumt und an jedem Sitzplatz durch ein Jausenbrett ersetzt. Danach erobern kleine Schälchen mit Gebirgshonig, Chutney und Mostarda gemeinsam mit einem Korb voller Schüttelbrot den Tisch. Spätestens beim Eintreffen des großen Holzbretts mit Vorarlberger Bergkäse, Schweizer Ziegenkäse und Südtiroler Speck stellt sich bei den Gästen der Aha-Effekt ein: Jause!
Genau danach schmeckte der zweite Gang, der den Hauptdarsteller raffiniert ankündigte. Logisch ist jetzt auch die Reihenfolge: Dadurch kann man stundenlang am Hüttenessen naschen, während der Südtiroler Wein immer süffiger und der Gesprächsstoff immer amüsanter wird. Was die Antipasti im Süden, die Mezedes in Griechenland und Tapas in Spanien sind, ist für Südtiroler halt eine Marende, bei der man auf der Alm alle Zeit der Welt fürs gesellige Miteinander hat.
Gewitzte Metamorphose vom formalen Anlass zum rustikalen Hüttenessen
Der Spaß an der einfach leckeren Brettljause steigt, wenn man von ihr nichts ahnt. Das gilt besonders für Gäste, die bei Business-Events ständig mit ausgefallenen Küchenkreationen umgarnt werden. Perfekt gelingt das Überraschungsmoment mit einer Einladung zum Gourmetdinner und einer Tischdeko, die nicht zu viel verrät.
Beim modernen Wohnen liegen natürlich schöne Accessoires wie Filzdeko gerade im Trend. Niemand wird sich wundern, wenn Glasuntersetzer, Streuartikel und Servietten-Ringe aus dem grauen Wollstoff das Flair charakterisieren. Gleiches gilt für den legeren Wildblumenstrauß in der Vase und die weiße Tischkerze mit dem Zirbenduft, der die Sinne ins Hochgebirge entführt. Typisches Alm-Flair.
Zeitlos schick wirkt ein Aperitif mit Prosecco, der insgeheim schon alpin abgerundet ist. Zuerst vereint sich der prickelnde Schaumwein mit rund 1 cl Salzburger Marillenlikör im Glas. Sehr behutsam ergänzt man danach etwas Marille-Fruchtsirup aus den Dolomiten. Er setzt sich am Glasboden ab und kontrastiert farblich den Rest des Drinks.
Die süße Mehlspeisen-Ouvertüre passt zum Südtiroler Hüttenessen, könnte aber auch auf die kaiserliche Residenzstadt Wien verweisen. Die puristisch zelebrierte Nudelkreation mit Essblüten würde auf der Speisekarte eines angesagten Metropolen-Restaurants ebenfalls viel Applaus ernten.
Deshalb schmeckt es ab dem erstem Bissen nach Südtiroler Alm, aber erst beim Hauptgang ist die kulinarische Erkenntnis in Stein gemeißelt: Heute sind wir tatsächlich bei einer Vesper mit Hüttenatmosphäre gelandet. Danke dafür!
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Beitragsbild (Familie beim Vesper): © Monkey Business – stock.adobe.com
Pfanne mit Kaiserschmarrn: © HLPhoto – stock.adobe.com
Apfelstrudel: © Vista Photo – stock.adobe.com