«Die herzliche Geschichte alpiner Wohnlichkeit»
In der Bauernstube spielt der Stuhl mit Herz in der Lehne die Hauptrolle. Er ist genau wie die Stube selbst: Rustikal und doch liebevoll! Doch wie ist der Herzstuhl eigentlich in die Alpenhütte eingezogen? Wir verraten, was das alpine Sitzmöbel so einzigartig macht und wie Sie den Bauernstuhl mit Herz stilsicher in Ihre Einrichtung integrieren.
Das sitzt: Wie der Mensch zum Stuhl gekommen ist
Mehr als die Hälfte unseres Lebens verbringen wir heutzutage im Sitzen. Der Stuhl in den eigenen vier Wänden ist also unabdingbar und heute doch so selbstverständlich. Dabei gibt es die Sitzgelegenheit noch gar nicht so lange im Wohn- und Esszimmer für die Allgemeinheit.
Ob Thron, Richterstuhl oder Bischofssitz – über Jahrhunderte nahmen nur Personen von Rang und Namen auf dem Möbel Platz. Der Stuhl war damit eher Machtsymbol als Einrichtungsgegenstand, wenn man mehr als sprichwörtlich über dem Volk thronte. Zunächst hielt sein kleiner Bruder, der Hocker, Einzug in den Stuben. Denn ein Holzstuhl mit kunstvoll verzierter Rückenlehne und gepolsterter Sitzfläche aus Leder oder Samt war zwar bequem, aber viel teurer als der gemeine Schemel. Für das einfache Volk war das Möbelstück damit nahezu unbezahlbar. Erst im Laufe des 16. Jahrhunderts sollte sich das ändern. Auf dem Land fertigte man seine Sitzmöbel fortan einfach selbst. Der Bauernstuhl erblickte das Licht der Welt. Der Herzstuhl musste noch etwas warten.
Wie der Herzstuhl einen festen Platz in der Bauernstube bekam
Während an kostbare Stoffe in den Alpendörfern nur schwer heranzukommen war, gab es einen Werkstoff direkt vor der Hütte: Fichte, Tanne oder Kiefer haben sich für den Herzstuhl und die Bauernstube generell bewährt – erkennbar an den vielen Tiroler Hütten in Blockhausbauweise. In den Alpen lieferte der Wald reichlich Material für die Wände, den Holzofen und natürlich auch für die Möbel.
Die Vollholzmöbel für die alpine Einrichtung sind heute begehrte Designlieblinge im Chaletstil. Damals baute man notgedrungen Holzmöbel ohne Schrauben, da Metall zu kostspielig war. Doch noch heute halten funktionale Holzverbindungen mit Zapfen und Keilen den Bauernstuhl zusammen. Denn diese Konstruktion hat einen weiteren Vorteil: Die Sitzfläche aus Massivholz kann arbeiten, ohne dass sie sich verzieht.
Jeder Stuhl ist ein echtes Unikat, denn er entsteht in aufwendiger Handarbeit – inklusive kunstvoller Schnitzereien. In vielen kleinen Alpen-Manufakturen fertigt man den Stuhl mit Herz in der Lehne bis heute in Handarbeit und mit viel Liebe zum Detail. Nicht weil man muss, sondern weil in den Alpen traditionelle Handwerkskunst großgeschrieben wird. Genau das macht den urgemütlichen Charme der Almhütte aus.
Chaletstil für die urige Bauernstube zu Hause
Dieses Hüttenfeeling holen wir uns gerade jetzt gerne nach Hause, um ein behagliches Ambiente zu schaffen. Denn die alpine Einrichtung strahlt mit oder ohne Herzstuhl Wärme, Geborgenheit und entspannte Ruhe aus. Traditionell muss dabei nicht altbacken oder kitschig bedeuten. Mit dem richtigen Einrichtungsmix versprüht das Zuhause bald stilvollen Chalet-Chic.
Naturmaterialien bringen Alpenflair in die Hütte
Wer sich im Chaletstil einrichtet, findet den Weg zurück zur Natur. Deshalb gehören Naturmaterialien wie Holz, Leinen und Schurwolle zum authentischen Wohnen wie in den Bergen dazu. Ein flauschiger Schafwollteppich ist der ideale Begleiter zum Zirbenbett und garantiert nach dem Aufstehen warme Füße. Neben den Holzmöbeln ist Holz auch an den Wänden und vor allem auf dem Boden tonangebend. Man denke nur an massive Dachbalken oder stilvoll gezimmerte Türrahmen.
Dabei bleibt das Holz oft unbehandelt, um seinen frischen Waldduft zu verströmen. Für bessere Haltbarkeit können Sie es ölen oder beizen. Besonders dem Shabby-Chic-Stil geben angegraute Holzmöbel mit natürlicher oder künstlich herbeigeführter Patina einen alpinen Look, ohne aus dem Rahmen zu fallen.
Dabei gilt: Vor allem auf großen Oberflächen wie dem Esstisch haben kleine Unvollkommenheiten wie Astlöcher im Holz ihren Charme. Denn im Chaletstil kommt Charakter vor Perfektion. Deshalb bietet es sich an, zunächst einzelne alpine Lieblingsstücke zu Hause ins Rampenlicht zu rücken, statt gleich das gesamte Mobiliar in Vollholz anzuschaffen. Vor allem kleine Wohnungen wirken sonst schnell überladen. Wie wäre es also mit einer alten Milchkanne als Vase für den Trockenstrauß oder eben mit dem rustikalen Herzstuhl für die Küche?
Wohlige Wohnaccessoires wärmen im Winter
Die raue Oberfläche solcher Vintage-Objekte gleichen fließend weiche Wolldecken und gewebte Teppiche im Layer-Look wieder aus. Das beruhigt das Auge und schafft Komfort. Grobstrick ist in der persönlichen Alpenhütte übrigens gern gesehen – sowohl zum Anziehen als auch bei den Wohnaccessoires. Der genügsame Lebensstil der Bergbauern erfährt so durch den DIY-Trend ein ungeahntes Comeback. Und wer weiß? Vielleicht fangen Sie in diesem Winter noch mit dem Stricken an.
Wählen Sie dabei warme, natürliche Farben wie Tannengrün oder das klassische Rot. Doch auch Erdtöne findet man in der alpinen Einrichtungspalette. Natürlich bieten sich auch Tischdecken aus Leinen oder feste Untersetzer und Platzsets aus Filz für die Deko an. Auf dem Herzstuhl sorgt ein Sitzkissen mit klassischem Karomuster für mehr Komfort und setzt zudem einen reizenden Farbtupfer.
Stil der Bauernstube – inspiriert von Tradition und Natur
Damit die natürliche Farbwelt des Alpenstils richtig zur Geltung kommt, schaffen Sie mit Kerzen und Windlichtern ein stimmungsvolles Lichtambiente. Das Original ist und bleibt dabei das Kaminfeuer. In der Stadt schaffen Sie mit einer hölzernen Kaminumrandung an der Wand eine alpine Illusion, die an das warme Knistern in der Berghütte erinnert. Das Möbelstück bietet alpinen Deko-Elementen auf dem Kaminsims und geflochtenen Körben auf dem Boden eine Bühne. In der kalten Jahreszeit liegt die passende Deko oft direkt vor der Tür. Bei einem winterlichen Waldspaziergang können Sie Zapfen und Mistelzweige für Ihre alpine Landschaft zu Hause sammeln. Spätestens wenn Sie die Naturdeko auf dem Esstisch platzieren, ist der Herzstuhl auch in Ihrer Bauernstube angekommen.
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