« Besondere Früchte besonders lecker zubereitet »
Man sagt: „An apple a day keeps the doctor away“ Dieser Sinnspruch, der im viktorianischen England verwurzelt ist, begleitet uns bis heute. Schließlich weiß der Apfel noch immer mit seinen inneren Werten zu überzeugen. Das gilt ganz besonders für die Apfelsorte Weirouge. Und obwohl man Äpfel bekanntlich nicht mit Birnen vergleichen soll, gibt es eine Birnensorte, die ebenso als besondere Frucht heraussticht: die Palabirne. Lernen Sie hier den Weirouge Apfel und die Palabirne kennen und genießen!
Mehr Obst essen
Fachleute legen es uns seit jeher ans Herz: mehr Obst essen! Doch viele wollen nicht in den sauren Apfel beißen. Dabei fehlen oft nur die passenden Rezepte, um auf den Geschmack zu kommen. Eine Fülle an fruchtigen Rezepten finden Sie in Südtirol. Denn dort haben Äpfel und Birnen einen festen Platz am Tisch. Manche gehen sogar so weit und behandeln das Kernobst wie edle Trauben.
Eine Kostbarkeit: Bergäpfel aus den Alpen
Einer von ihnen ist Thomas Kohl. Auf fast 1.000 Metern Seehöhe kultiviert er Bergäpfel auf dem Obsthof Troidner unweit von Bozen. Worauf es bei der Auswahl bergtauglicher Apfelsorten ankommt? Nun, die Devise lautet: Nur die Harten kommen in den Garten. Schließlich bekommen die Äpfel am Ritten besonders viel Sonne, aber eben auch jede Menge Wind und Wetter ab. Das belegt ein Blick vom Hof auf die andere Talseite. Bis ins späte Frühjahr liegt dort auf den Bergen Schnee.
Wenn Thomas Kohl über die Standortfaktoren spricht, fällt der Begriff Terroir, den viele ansonsten nur vom Weinbau kennen. Doch Boden, Topografie und Mikroklima sind auch für Obstbauern tonangebende Faktoren – vor allem in den Alpen, wo das Wetter mit spürbarer Trennschärfe über Frühling, Sommer, Herbst und Winter entscheidet. In diesem Klima fühlt sich auch die Sorte Weirouge wohl. „Rouge“ steht dabei für die rote Farbe, „Wei“ für den bayrischen Ort Weihenstephan, wo sie ursprünglich herkommt. Die Sorte ist auch als Roter Mond bekannt. Doch was hat es mit der roten Farbe auf sich?
Was den Weirouge Apfel so besonders macht
Rein äußerlich unterscheidet sich die Sorte Weirouge nicht von anderen bekannten Vertretern des Kulturapfels. Was Schale, Größe und Form betrifft, wirkt der Weirouge zwischen Red Delicious oder Gala eigentlich ganz unauffällig. Sein Geheimnis liegt wohlbehütet im Inneren und umhüllt das Kerngehäuse. Schneidet man ihn auf, wird deutlich: Der Apfel ist innen rot. Und nicht nur das. Auch alles andere, was aus der Apfelrarität zubereitet wird, bekommt einen roten Anstrich – vom Apfelkuchen bis Thomas Kohls Rouge Apfelsaft.
Der Grund: Pflanzenfarbstoffe, sogenannte Anthocyane, die beim Apfel sonst nur in der Schale stecken, findet man beim Weirouge auch im Fruchtfleisch. Doch der hohe Anthocyangehalt bringt noch weitere Eigenschaften als nur eine rote Färbung mit sich. Denn Anthocyane besitzen ein hohes antioxidatives Potenzial. Das bedeutet, sie unterstützen Körperzellen dabei, Stress besser zu verkraften und haben so bestimmt ihren Anteil am guten Ruf, den der Apfel allerorts genießt. Damit der Weirouge zu bestem Genuss heranreift, ist er auf Bedingungen angewiesen, die der Apfel vor allem in den Alpen vorfindet. Der Apfel, der innen rot ist, gilt deshalb als typischer Bergapfel.
Der Bergapfel in der Backstube
Aber direkt in den Weirouge Apfel beißen – das möchten wohl die wenigsten, enthält die Sorte doch sehr viel Apfelsäure! Es handelt sich beim Weirouge also um mehr als nur den sprichwörtlichen sauren Apfel. Mit seinem hohen Säuregehalt ist der Bergapfel deshalb näher bei Apfelsorten wie dem Boskop, der bereits einen festen Platz in der Backstube hat. Und damit kommen wir zur guten Nachricht: Gerade weil der Weirouge nicht als Tafelapfel geeignet ist, passt er hervorragend in den Apfelkuchen. Wir liefern köstliche Rezepte aus Südtirol, mit denen Sie sich selbst von der feinen Säure und dem fruchtigen Aroma überzeugen können.
Südtiroler Apfelkiachl
Wer Apfelringe bisher nur als kalten, knusprigen Snack kannte, kommt mit diesem Rezept in den Genuss süßer, warmer Apfelküchlein – oder Apfelkiachln, wie man in Südtirol sagt.
Zutaten:
Für den Teig:
- 2 Weirouge Äpfel (oder andere saure Sorte, z. B. Boskup)
- 120 g Dinkelmehl (glatt)
- 120 ml Milch
- 2 Eier
- 1 Pck. Vanillezucker
- 1 EL weiche Butter
- Saft einer ½ Zitrone
- 1 Pr. Salz
- Butterschmalz zum Frittieren
- Zimt und Zucker zum Servieren
Zubereitung:
- Äpfel schälen, Kerngehäuse entfernen und in fingerdicke Scheiben schneiden. Mit Zitronensaft beträufeln.
- Mehl und Milch glattrühren. Die Eier trennen. Eigelb, Vanillezucker und Butter zu der Masse geben. Eiweiß mit Salz und Zucker zu Eischnee schlagen und vorsichtig unterheben.
- Die Apfelscheiben durch den Teig ziehen und anschließend frittieren.
- Vor dem Servieren in Zimt und Zucker wälzen. Wer möchte, kann die Apfelkiachln auch mit Puderzucker bestreuen.
Apfelstrudel mit Mürbeteig
Eine andere Südtiroler Apfelspezialität ist der Südtiroler Apfelstrudel. Während es der Wiener Apfelstrudel zu Weltruhm gebracht hat, gilt die rustikale Variante aus Südtirol vielerorts noch immer als Geheimtipp. Mit dem Apfelstrudel aus Mürbteig bringen Sie sofort Hüttenzauber in Ihre Stube. Wir verraten, wie Sie den Südtiroler Apfelstrudel mit Mürbteig selbst machen können und worauf es ankommt. Traditionell kommen Pinienkerne in den Südtiroler Apfelstrudel. Sie können aber auch gehackte Mandeln oder Haselnüsse verwenden, wenn Sie gerade keine Pinienkerne zur Hand haben.
Zutaten:
- 350 g Dinkelmehl (glatt)
- 8 Äpfel (z. B. Weirouge)
- 250 g Zucker
- 150 g kalte Butter
- 75 g Semmelbrösel
- 60 g Pinienkerne
- 40 g Rosinen
- 1 Pck. Vanillezucker
- 2 Eier
- ½ Bio-Zitrone (Saft und abgeriebene Schale)
- 1 EL Marmelade (z. B. Aprikose)
- 1 EL Milch
- 1 TL Zimt
- 1 TL Backpulver
- etwas Salz
- Puderzucker zum Bestreuen
Zubereitung:
- Für den Mürbteig Mehl, Backpulver, 125 g Zucker und Salz in einer Schüssel mischen. Eier trennen und zwei Eigelb, 1 Eiweiß und die kalte Butter rasch mit dem Rest verkneten.
- Teig flach drücken und mindestens eine halbe Stunde kaltstellen.
- Für die Füllung Äpfel schälen, entkernen und würfeln. Pinienkerne ohne Fett in einer Pfanne kurz anrösten. Apfelstücke und Pinienkerne mit 125 g Zucker, Vanillezucker, Zimt, Zitrone, Semmelbrösel und Rosinen mischen.
- Für die Glasur Milch, Eigelb und Salz verrühren.
- Den Teig auf einem mit Backpapier belegten Backblech ausrollen und auf der Oberseite dünn mit Marmelade bestreichen.
- In der Mitte längs die Strudelfüllung aufhäufen. Mit der ersten Mürbteigseite zudecken. Die zugeklappte Seite mit der Milchglasur bestreichen. Zweite Hälfte darüberlegen und den gesamten Strudel mit der Glasur bestreichen.
- Backofen auf 190° C Ober- und Unterhitze vorheizen.
- Strudel mit der Gabel mehrfach einstechen, damit der Dampf beim Backen entweichen kann. Etwa 40 Minuten lang backen.
- Nach Belieben mit Puderzucker bestreuen und noch warm servieren.
Tipp: Apfelstrudel schmeckt, nachdem er einen Tag ziehen konnte, oft noch besser. Dazu passt übrigens auch Vanilleeis.
Sie möchten sich noch mehr Südtiroler Apfelgenuss nach Hause holen? Kein Problem, denn Alpe Pragas liefert nun auch einen Apfelstrudel-Aufstrich im Glas. Herzhafter wird es mit dem Apfel-Zwiebel-Chutney. Perfekt für alpine Käseplatten! Dazu können Sie das nächste Mal statt Wein übrigens den köstlichen Bergapfelsaft von Thomas Kohl servieren. Wir empfehlen den Bergapfelsaft mit Hopfen – oder das unzertrennliche Duo Bergapfelsaft mit Birne zu würzigen Käsesorten.
Die Palabirne im Vinschgau
Neben dem Apfel ist auch die Birne ein Obst, welches direkt oder in kulinarischen Delikatessen verzehrt werden kann. Die wohlschmeckende Palabirne ist im Vinschgau zu Hause, wo sie auch Palabir oder Palabira genannt wird. Man sieht die knorrigen Bäume einsam auf einer Alm und vor alten Bauernhäusern schon von Weitem. Warum wir die Palabirne eingangs mit dem Apfel verglichen haben? Auch sie genießt besonderes Ansehen und ist im Volksmund wegen ihrer Eigenschaften als Sommerapothekerbirne bekannt. Vor mehr als 400 Jahren kam die Birnensorte aus Asien nach Europa und findet bis heute im Westen Südtirols ideale Bedingungen vor.
Die Palabirnbäume sind sehr robust und frosthart. Im September reifen ihre Früchte zu buckeligen, ungleichförmigen Birnen mit roten Bäckchen heran. Unter der glatten Schale verbirgt sich das gelblich-weiße, körnige Fruchtfleisch, das sich durch seinen unverkennbaren Geschmack auszeichnet. Die Palabirne ist saftig-süß, wobei das intensive Muskataroma zwischen Anklängen von Honig, Karamell und Zimt auffällt.
Südtiroler Spezialität: Palabirnenbrot
Da sich die Haltbarkeit der frischen Frucht nach der Ernte auf nur wenige Wochen begrenzt, wird die Palabirne in Südtirol oft schnell weiterverarbeitet – zu Dörrobst, Mus und Fruchtaufstrichen. Am bekanntesten ist jedoch sicherlich das Vinschger Palabirnenbrot, ein traditionelles Roggenbrot aus Sauerteig mit Palabirnenschnitzen, Rosinen und Gewürzen. Im September können Sie das begehrte Palabirnenbrot im Vinschgau auf den Bauernmärkten erstehen.
Besondere Früchte, besondere Feste
Während der Palabiratage widmet sich die historische Stadt Glurns im Obervinschgau ganz der Palabirne. Die Gäste tauchen auf Kulturwanderungen tief in die Geschichte der Region ein, die eng mit der Vinschger Obstsorte verbunden ist. In den Septemberwochen bieten deshalb auch viele Restaurants traditionelle Spezialitäten wie Palabiragreascht oder Palabiraschmarrn an. Das lokale Festival zeugt vom neuen nachhaltigen Bewusstsein, das den Weg in die Zukunft weisen soll, ohne das Alte zu zerstören. Die Festlichkeiten dauern bis zum Palabirasunnta am dritten Wochenende im September an – dem krönenden Abschluss mit Konzerten und mehr.
Wer auch zu Hause in den Geschmack des Vinschgaus kommen möchte, kann traditionelle Tiroler und Südtiroler Rezepte mit Birne neu entdecken. Warum nicht einmal dem Tiroler Gröstl eine fruchtige Note verpassen? Was viele in Deutschland nur als Bauernfrühstück kennen, wird in den Alpen Gröstl oder Greaschtl genannt.
Rezeptidee: Südtiroler Gröstl mit Birne
Kartoffeln, Zwiebeln und fein geschnittenes Rindfleisch – früher meist Reste vom Sonntagsbraten – kommen für das typische Tiroler Gröstl in die Pfanne. Oft wird dazu ein Spiegelei gereicht. Das Ganze wird mit Salz, Pfeffer, Majoran, Kümmel und frischer Petersilie abgeschmeckt.
Die Vinschger Variante ist hingegen vegetarisch: Denn die Palabirne, in feine Scheiben geschnitten, ersetzt das Fleisch. Probieren Sie diese herzhaft fruchtige Köstlichkeit doch einmal selbst!
Süßes Palabirnenrezept
Sie mögen es lieber süß statt herzhaft? Dann ist diese Kaiserschmarrn-Variante mit fruchtiger Note genau das Richtige.
Zutaten:
- 250 ml Milch
- 180 g Dinkelmehl (glatt)
- 4 Eier
- 100 g Zucker
- 1 Pck. Vanillezucker
- 2 Palabirnen (oder andere Sorte)
- Butterschmalz zum Braten
- Puderzucker zum Bestreuen
Zubereitung:
- Dinkelmehl, 70 g Zucker, Milch, Eier und Vanillezucker zu einem glatten Teig verrühren.
- Birnen schälen und würfeln.
- Restlichen Zucker in einer beschichteten Pfanne karamellisieren lassen und die Birnen darin wälzen. Butterschmalz zugeben.
- Anschließend den Teig in die Pfanne fließen lassen und zum Stocken bringen. Mit dem Küchenfreund oder der Gabel den Teig in mundgerechte Stücke reißen und goldgelb anbraten.
- Vor dem Servieren mit Puderzucker bestreuen.
Lassen Sie es sich schmecken!
Bildquellen:
Frittierte Apfelkiachl: © Kitty – stock.adobe.com
Apfelstrudel auf Brettchen: © chandlervid85 – stock.adobe.com
Apfelstrudel mit Vanilleeis: © azurita – stock.adobe.com
Birnen am Baum: © Africa Studio – stock.adobe.com
Stadt Glurns im Obervinschgau : © LianeM – stock.adobe.com
Südtiroler Gröstl: © Bernd Jürgens – stock.adobe.com
Kaiserschmarrn mit Mus: © juefraphoto – stock.adobe.com