Weich, angenehm warm und so vielseitig wie kaum ein anderes Textil lässt sich Filz in jede erdenkliche Form bringen. Das Naturmaterial gibt auch im alpinen Einrichtungsstil den Ton an. Wir zeigen, wie Sie mit Filzprodukten die heimelige Wohnlichkeit der Berghütten zu sich nach Hause holen.
Wie Filzprodukte hergestellt werden
Filz ist dichter als Gewebtes und hält die Menschen seit Jahrtausenden warm. Weit vor der Erfindung des Rades, geschweige denn des Spinnrades bekleideten sich unsere Vorfahren mit Fellen – und mit Filz. An der Herstellungsweise hat sich seither kaum etwas geändert. Nach wie vor ist Wollfilz aus reiner Schurwolle ein begehrtes Material für Designer, Raumausstatter und Möbelmacher.
Das liegt vor allem an den positiven Eigenschaften von Schurwolle, die unter anderem wasserabweisend und temperaturausgleichend wirkt. Im Winter halten Pantoffeln aus Wollfilz warm, an lauen Sommerabenden hält ein gewalkter Weinkühler den Südtiroler Weißwein auf Trinktemperatur. Für besondere Materialqualitäten lässt sich Schafwolle auch mit anderen Fasern verfilzen, zum Beispiel Baumwolle, Kokos- und Hanffasern sowie Kunstfasern wie Polyacryl.
Bei der Filzherstellung unterscheidet man grundsätzlich zwei Verfahren: Trocken- und Nassfilzen. Beide Techniken bedurften einst aufwendiger Handarbeit. Inzwischen gehen den Menschen bei der Textilproduktion zumindest teilweise Maschinen zur Hand.
Die Herstellung von Nadelfilz
Beim Trockenfilzen verbinden sich die Fasern, indem man wiederholt mit speziellen Filznadeln in die Wolle einsticht. Ein Widerhaken an der Nadel bewirkt, dass sich die schuppenartigen Wollfasern aufstellen und schließlich fest verhaken.
Einzelne Nadelbalken mit bis zu 500.000 Nadeln sorgen in der Textilherstellung für gleichmäßig dichten Nadelfilz. Grundsätzlich lässt sich ungesponnene Wolle aber auch per Hand mit der Nadel verfilzen. So entstehen einzigartige Werke der Handwerkskunst. Für Muster im Stoff legen Sie einfach die jeweilige Farbe wie gewünscht auf das Filzwerk und befestigen den Farbstrang durch wiederholtes Einstechen mit der Filznadel. Je öfter Sie einstechen, desto fester und dichter wird der Stoff. Übrigens lassen sich mittels Filzwolle und -nadel auch Formen und Figuren fertigen. So kann man gefilzte Kugeln beispielsweise zu einer Kette auffädeln und sogar Schmuck aus Wollfilz herstellen.
Die Herstellung von Walkfilz
Beim Nassfilzen macht man sich die schuppenartige Struktur der Wolle ebenfalls zunutze. Statt mittels Nadel werden die Naturfasern mit warmem Wasser und Seife gewalkt. Und so funktioniert es: Durch die warme Seifenlauge stellt sich die oberste Schuppenschicht der Wolle auf. Damit sich die Fasern fest miteinander verbinden, wird das Filzstück wieder und wieder mechanisch bearbeitet oder gewalkt. Dabei schrumpft es um ein Vielfaches zusammen. Nach dem Trocknen erhält man festen Walkfilz, der sich nach Belieben in Form schneiden und weiterverarbeiten lässt.
Dekorative Filzprodukte für zu Hause
Viele Menschen denken bei Filz zunächst an Lodenmode. Doch gerade im alpinen Einrichtungsstil ist Filzdeko aus Walkfilz beliebt. Aus dem Material entstehen im Nu schicke Filzprodukte für den Esstisch wie Untersetzer, Serviettenringe oder Tischläufer.
Dass Filzprodukte nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch funktional sind, zeigen praktische Ordnungshüter vom Aufbewahrungskorb bis zum Zeitungshalter. Bei der Einrichtung im Alpenstil hat sich Filz aus ungefärbter, naturbelassener Wolle bewährt. Schließlich lassen sich natürliche Wollfarben von Steingrau über meliertes Graubraun bis hin zu Cremeweiß munter kombinieren. Und die Naturtöne schaffen ein warmes Ambiente. Als neutraler Untergrund lassen sie beliebte Wohnaccessoires im Alpenstil mit Karomuster oder Hirschmotiv besonders gut zur Geltung kommen.
Erfahrene Alpenmanufakturen verpassen dem rustikalen Naturmaterial mit geradlinigem Design ein zeitgemäßes Aussehen. So wirken Filzprodukte vom Weinkühler bis zum Platzset elegant und zeitlos schön – perfekt für den luxuriösen Chaletstil.
Filzprodukte von Traditionsmarken aus den Alpen
Für Filzprodukte aus den Alpen verwenden Traditionsmarken wie Haunold und Gottstein im schönen Tirol vorwiegend Wolle aus heimischer Produktion. Fernab der Massentierhaltung gehört dazu auch Schurwolle von bedrohten alten Schafrassen wie dem Tiroler Steinschaf. Charakteristisch für diese Rasse ist etwa das melierte Steingrau mit seidigem Glanz.
Schokoladenbraun bis Anthrazit zeigt sich die Wolle vom Tiroler Bergschaf. So geben die Tiere den Filzprodukten jeweils ihre ganz individuelle Färbung. Der Filz der Tiroler Steinschafe gilt außerdem als besonders widerstandsfähig und wärmend – perfekt für Filzpantoffeln oder Sitzkissen.
Filz richtig pflegen
Die Pflege der neuen Wohlfühl-Accessoires können Sie übrigens gelassen nehmen. Der natürliche Fettanteil der Wolle sowie die dichte Textilstruktur beugen Verunreinigungen von vornherein vor. Gerüche nimmt das Material kaum an, denn Wollfilz besitzt eine natürliche Selbstreinigungsfunktion, sodass es in der Regel genügt, die Filzprodukte hin und wieder auslüften zu lassen. Hat sich doch einmal ein Fleck festgesetzt, reicht meist ein feuchtes Tuch, um ihn zu entfernen.
Manche Filzprodukte lassen sich auch schonend mit einem rückfettendem Wollwaschmittel in der Maschine waschen. Vergewissern Sie sich vor dem Waschen aber noch einmal mit einem Blick auf das Pflegeetikett. In jedem Fall sollten Sie Filz so wenig wie möglich schleudern, damit das Material nicht eingeht. Besser ist meist die Handwäsche. Zum Trocknen legen Sie Filzprodukte flach hin und ziehen den Stoff gegebenenfalls in Form. Mit der richtigen Pflege sorgen Pantoffeln aus Filz für stets warme Füße und die naturnahe Filzdeko wird zu einem wohnlichen Alltagsbegleiter über Jahre hinweg.
Bildquelle:
Darstellung Nadelfilz: Von Alfarosebud – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0,
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