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Wer die Alpen liebt, hat es meistens auch gerne, sich inmitten der Berge zu bewegen und bei einer Freizeitaktivität in die Natur einzutauchen. Ob beim Wandern, Skifahren oder einfach nur beim moderaten Spaziergang in der Höhenluft – körperliche Betätigung zwischen Wiesen, Bergseen und Wäldern tut der Seele einfach gut. Außerdem liefert sie all jenen Alpenfans, die die kulinarischen Genüsse der Bergwelt mindestens ebenso zu schätzen wissen wie ihr Freizeitangebot, einen exzellenten Grund, um sich danach bei einem guten Essen zu stärken. Im besten Fall mit selbst zubereiteten Hüttenrezepten, für die wir gleich ein paar Beispiele und Anleitungen zum Nachkochen liefern.
Die Alpenküche
Eines soll aber noch vorausgeschickt werden, um der nächtlichen Unruhe nach einem mehrgängigen, rustikalen Abendessen vorzubeugen: Die Alpenküche ist vieles, aber modische Kochtrend-Adjektive wie low-carb oder kalorienarm kann man ihr nicht zuschreiben. Gängige Hüttenrezepte haben ihren Ursprung meist in der Hausmannskost der Bergbauern, die für ihr anstrengendes Tagewerk mit ausreichend Energie gerüstet sein mussten. Ein alpiner Genussabend, bei dem ein Hüttenrezept das nächste ablöst, ist also vielleicht nicht gerade die ideale Unterlage für den Anpfiff zur Bikini-Saison. Dafür stehen Ihnen einige Geschmackserlebnisse bevor, von denen Sie noch schwärmen werden, wenn der erste Schnee die Berge bereits wieder mit weißen Kleidern schmückt.
Ein knackiger Gruß aus der Küche: Schüttelbrot mit Blütenbutter
Schüttelbrot ist eine urtypische Südtiroler Spezialität, die von renommierten regionalen Betrieben wie der Bäckerei Ultner Brot meisterhaft zubereitet wird. Die knusprigen Bruchstücke aus gewürztem Roggenteig eignen sich ideal als Snack vorab. Wenn Sie sich den Start in Ihr Hüttenmenü also leicht machen möchten, können Sie guten Gewissens auf das Profihandwerk zurückgreifen und nur die Blütenbutter selbst machen.
Dazu geben Sie ein Butterstück mit etwa 150 Gramm in eine Schüssel, lassen es bei Zimmertemperatur etwas weich werden und zerdrücken es grob mit der Gabel. Anschließend mischen Sie farbige Blüten wie Ringelblume und Borretsch unter, würzen mit etwas Bergkräutersalz und formen die Butter zu einer Kugel, die in Folie gewickelt und wieder kühlgestellt wird. Vor dem Servieren wälzen Sie die Blütenbutter noch einmal in Alpenkräutern und reichen sie aufgeschnitten zum Schüttelbrot. Hüttenrezepte wie diese gibt es in vielen Variationen. Seien Sie mutig!
Der würzige Auftakt: Zillertaler Graukäsesuppe
Der schmackhafte Sauermilchkäse ist eine typische Spezialität der Alpenküche und wird oft zu den beliebten Kaspressknödeln verarbeitet. Das Hüttenezept für die Graukäsesuppe ist zwar weniger geläufig aber mindestens genauso köstlich und bringt die herrliche Würze der urigen Delikatesse perfekt zur Geltung. Für vier Personen legen Sie folgende Zutaten in den Einkaufsbeutel:
- 250 Gramm Graukäse
- 2 Zwiebeln
- 40 Gramm Butter
- 500 ml Rindsuppe
- 1 Becher Schlagsahne
- 2 Esslöffel Weizenmehl (griffig)
- Salz, Pfeffer, Muskatnuss
Schälen und schneiden Sie die Zwiebeln und rösten Sie die feinen Würfel in Butter goldgelb an. Nun mit Mehl stauben und gut verrühren, achten Sie dabei darauf, dass sich keine Klumpen bilden. Anschließend gießen Sie die Mischung mit Rindsuppe auf und lassen sie aufkochen. Raspeln Sie den Graukäse in die Suppe und köcheln Sie ihn einige Minuten mit. Für eine sämige Konsistenz pürieren Sie die Suppe, bevor Sie mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss würzen und die Schlagsahne zugeben. Als krosse Einlage eignen sich geröstete Brotwürfel, idealerweise auch kleine Bruchstücke vom Schüttelbrot.
Zarter Genussgipfel: Butterweiches Lammragout
Diese Gourmet-Kreation aus den Lechtaler Alpen könnte der Gipfelstürmer in Ihrem Menü sein. Hüttenrezepte wie diese sehen aufregend aus, sind aber einfach und eignen sich ideal zum Nachkochen, vor allem wenn Sie Gäste erwarten. Da man die Zutaten gut vorbereiten und einige Arbeitsschritte schon im Vorhinein erledigen kann, lässt sich das Lammragout relativ rasch zubereiten und braucht dann nur noch ausreichend Zeit zum Schmoren.
Vier Personen werden mit folgenden Mengen satt:
- 1 Kilo Lammfleisch (Rücken oder Schlögel)
- 1 Zwiebel
- 3 Knoblauchzehen
- 1-2 Karotten
- 60 Gramm Bauernspeck gewürfelt
- 250 ml Rotwein
- 500 ml Wasser
- Je 2 Teelöffel Salz und Curry
- Je 1 Teelöffel Kümmel, Thymian und Rosmarin
- ½ Teelöffel Pfeffer
- 1 Esslöffel Mehl
- Ein Schuss Schlagobers
Schneiden Sie das Lammfleisch in Würfel und vermengen Sie es mit den Gewürzen. Braten Sie nun zuerst die fein gehackte Zwiebel, die Knoblauchzehen und den Bauernspeck in Öl goldbraun an und geben Sie dann das Fleisch hinzu. Die Lammwürfel sollten gut durchbraten und erst mit Mehl gestaubt werden, wenn der Fleischsaft verkocht ist. Anschließend mit Rotwein ablöschen und mit Wasser aufgießen, dann zugedeckt dünsten lassen, bis das Ragout weich ist. Bei Bedarf können Sie immer wieder ein wenig Wasser zugeben. Gegen Ende kommen nun auch die gewürfelten Karotten in den Topf und mit einem guten Schuss Schlagsahne verfeinern Sie zum Abschluss die Sauce. Als Beilage eignen sich Serviettenknödel oder breite Bandnudeln.
Der süße Ausklang: Polentaschmarrn
Mit einem weiteren urigen Hüttenrezept runden wir das deftige Menü ab: Der Polentaschmarrn ist die Südtiroler Variante des klassischen Kaiserschmarrns, steht der originalen Spezialität jedoch geschmacklich in nichts nach. Sie können den Schmarrn in vielen Varianten nachkochen und mit Ihren süßen Lieblingszutaten ganz nach eigenem Geschmack zubereiten. Und wie es bei guten Hüttenrezepten so üblich ist, eignet sich die Grundsubstanz der rustikalen Nachspeise außerdem hervorragend fürs „Restlessen“: Bleibt etwas über, kann man Polenta am nächsten Tag auch einfach als Beilage für andere Gerichte verwenden.
Süße Hüttenrezepte: Vier Personen verwöhnen Sie mit folgenden Zutaten:
- 150 Gramm Polentagrieß
- 50 Gramm Butter
- 500 ml Milch
- 3 Eier
- 1 Stück Orangenschale
- 2 Esslöffel Zucker
- 1 Teelöffel Vanillezucker
- Je 1 Prise Zimt und Salz
- Staubzucker
- Marmeladesorte nach Belieben, zum Beispiel Himbeere, Preiselbeere oder Zwetschge
Bringen Sie die Milch in einem Topf zum Kochen und rühren Sie etwa die Hälfte der Butter und ein wenig Salz ein. Geben Sie nun unter ständigem Rühren nach und nach die Polenta zu. Mit Orangenschale, Zimt und Zucker etwa 20 Minuten köcheln lassen und dabei immer wieder umrühren. Anschließend füllen Sie die Masse in eine Schüssel und lassen sie ein wenig abkühlen, die Orangenschale kann entfernt werden. Trennen Sie Eiklar und Dotter und geben Letzteres zur Polenta. Das Eiklar schlagen Sie zu halbfestem Schnee, den Sie unter die Masse heben. Geben Sie die restliche Butter in eine ofenfeste Pfanne und braten Sie darin die Polenta vorsichtig bei kleiner Hitze für 2-3 Minuten an. Anschließend kommt die Pfanne in den vorgeheizten Backofen, wo das Hüttendessert bei 200 Grad Ober- und Unterhitze fertig gebacken wird, bis die Oberfläche eine leichte Bräune aufweist. Nun muss der Schmarrn nur noch mit Gabeln auseinandergerissen und überzuckert werden, anschließend servieren Sie den süßen Genuss mit einer fruchtigen Marmelade.
Um dieses Menü würdig abzuschließen, empfiehlt es sich, den Gästen einen hochprozentigen Kräutergenuss wie den Alpenbitter anzubieten. Er vereint zahlreiche Geschmackskomponenten der Alpenflora, ist der wahrscheinlich traditionsreichste Likör der Bergwelt und fördert, was für einen Abend voller Hüttenrezepte zum Nachkochen unabdingbar ist: Das gemütliche Beisammensein mit Menschen, die uns am Herzen liegen.
Bildquellen:
Graukäsesuppe: © Africa Studio – stock.adobe.com
Lammragout: © Анна Журавлева – stock.adobe.com
Polentaschmarrn: © Ars Ulrikusch – stock.adobe.com