Der Herbst hält mit großen Schritten Einzug. Mit einem feurigen Farbkleid zeigt sich die Natur vor dem Winter noch einmal von ihrer lebendig-bunten Seite. Die Laubpalette signalisiert: Jetzt sind Apfelernte und Weinlese in vollem Gang und alle Zeichen stehen auf Törggelen. Begleiten Sie uns auf herbstlich-kulinarischer Genussreise durch Südtirol.
Apfelernte: Ein Stück vom Glück gepflückt
Wenn die Strahlen der Sommersonne noch immer warm auf der Haut liegen, aber die ersten Blätter an den Bäumen bereits die Farbe wechseln, beginnt in Norditalien die Apfelernte. Bereits im August werden Äpfel der Sorte Gala vom Baum geklaubt, etwas später ist die Sorte Weirouge mit ihren dunkelroten Früchten an der Reihe. Zahlreiche Menschen strömen auf die Apfelwiesen, um bei der Apfelernte zu helfen. Nahe der kleinen, aber feinen Obsthaine im Vinschgau und Meraner Land sind häufig Obstgenossenschaften zu finden, wo die frisch gepflückten Äpfel aus Südtirol weiterverarbeitet und auch für den Weitertransport nach Deutschland vorbereitet werden.
Seit Jahren zählt Deutschland zu den größten Abnehmern von Äpfeln aus Südtirol. Etwa ein Fünftel des gesamten Apfelexports macht sich auf den Weg zu uns über die Alpen. Die Apfelernte selbst ist reine Handarbeit. Als Hilfsmittel können im ebenen Gelände Hebebühnen zum Einsatz kommen, auf denen die Erntekörbe stehen. Ansonsten wird traditionell mit dem Klaubkorb geerntet, der bei den Südtirolern auch als „Tschaggl“ bekannt ist.
Apfelsaft, Apfelchips und mehr!
Jeder Apfel wird von Hand vom Baum genommen, aber erst wenn er wirklich reif ist. Nur so hat das Obst ausreichend Zeit, sein volles Aroma auszubilden. Der Stängel sollte dabei übrigens an der Apfelfrucht bleiben. So lassen sich die Äpfel besser einlagern, wenn sie nicht sofort verzehrt oder direkt entsaftet werden. Eine andere Idee: Einfach Apfelchips aus dem Obst machen. So bleibt das Sommerfrische-Aroma ebenfalls erhalten. Manchmal geht der Apfel auch eine hochprozentige Verbindung ein, etwa beim Rochelt Annia’s Gin – Gravensteiner-Apfel mit Wacholder.
Wann es so weit für die Apfelernte ist, variiert von Höhenmeter zu Höhenmeter. Natürlich spielen auch Klima und Wetter eine Rolle. Wie sonnig steht der Obsthain und wie viel Sonnenstunden haben die Apfelbäume in diesem Jahr abbekommen? Kurz vor der Erntezeit gibt es daher Stichproben zum Reifegrad der Äpfel. Bei manchen Sorten lässt sich an der kräftigen Farbe erkennen, dass der Apfel reif ist. Apfelbauern haben zudem den Dreh raus: Lässt sich die Frucht durch leichtes Drehen ohne Kraftaufwand vom Baum lösen, ist sie reif. Ein wichtiger Anhaltspunkt ist außerdem der Stärkeabbautest.
Wenn die Tage langsam kürzer werden und die klare Herbstluft die intensiven Laubfarben leuchten lässt, kommen die Herbstäpfel an die Reihe. Bei Sorten wie Braeburn fällt die Apfelernte mit der Weinlese zusammen.
Spätsommer und Herbst im Zeichen von Weinlese und Törggelen
Im September ist die Apfelernte in vollem Gang. Zur gleichen Zeit herrscht reges Treiben zwischen den Rebstöcken. Für die Südtiroler Weinbauern bricht jetzt die wohl wichtigste Jahreszeit an: Es ist Weinlese-Zeit. Seit dem Frühjahr haben sie bereits unzählige Arbeitsstunden in die Trauben gesteckt. Jetzt ist es an der Zeit, die Ernte einzufahren und schnell zu verarbeiten.
Genau wie bei der Apfelernte kommt es auch bei der Weinlese auf den richtigen Zeitpunkt an. Zuckergehalt und Reifegrad sind nur zwei Kriterien, die darüber entscheiden, ob später ein guter Jahrgang in die Flasche gefüllt wird oder nicht. Mit geschultem Blick nimmt der Winzer Trauben und Rebstock in Augenschein: Hat sich die Traubenhaut gleichmäßig verfärbt? Vor allem bei Südtiroler Rotwein wie Lagrein oder Vernatsch lohnt es sich, das Stielgerüst genauer zu betrachten. Ein braunes, verholztes Aussehen spricht ebenfalls für eine gute Reife. Eine Stich- oder besser eine Quetschprobe gibt Aufschluss: Bei reifen Trauben lassen sich die verholzten Kerne leicht vom Fruchtfleisch trennen; bei unreifen bleiben sie kleben. Schließlich kommt der Geschmackstest: Durch Riechen und Kauen kann ein erfahrener Winzer herausschmecken, ob die Zeit für die Weinlese gekommen ist.
Herbsten
Beim „Herbsten“, wie die Weinlese einst genannt wurde, arbeiten sich die Erntehelfer und Winzer übrigens von unten nach oben vor. Zuerst schneiden die Herbster die Trauben vom Weißwein in den Tallagen, bevor später auch der höhergelegene Rotwein gelesen wird. Für süßen Dessertwein lässt man die Trauben bis zum ersten richtigen Frost hängen. Nur so erhält man das gewünschte Aroma für „Eiswein“.
Nach der Weinlese gilt es, keine Zeit zu verlieren. Die Trauben gelangen ohne Umwege in den Weinkeller, wo die Arbeit noch längst nicht aufhört. Es erfordert handwerkliches Können, Erfahrung und auch ein Quäntchen Geduld, bis die Trauben schließlich in Fässern ihre zweite Reife antreten. Wieder ist der richtige Zeitpunkt gefragt, um das Ende der Gärung abzupassen und die edlen Tropfen in Flaschen abzufüllen. Weiter oben, über dem Weinkeller, prosten sich die Gäste derweil zum Erntedank mit einem Traubenmost zu. Der gekelterte Traubensaft steht wie kein anderes Getränk für die fünfte Südtiroler Jahreszeit: das Törggelen.
Herbstzeit ist Genusszeit
Seit jeher lockt der Herbst mit einem besonders reichen Büfett der Natur in die Küche. Am besten lässt sich die reiche Ernte aber draußen genießen, zum Beispiel beim Genusswandern. Törggelen verbindet gemütliche Herbstwanderungen über Weinberge, vorbei an Obstgärten, durch goldene Kastanienalleen und in beschauliche Dörfer mit kulinarischen Genüssen der Saison.
Es lohnt sich, von Ende September bis zum November noch einmal die letzten warmen Sonnenstrahlen einzufangen, durchs Laub zu rascheln und Kastanien zu sammeln. Am Wegrand erwarten Sie in Südtirol außerdem schon die zünftigen Buschenschänken und Bauernstuben mit hauseigenen Köstlichkeiten. Freuen Sie sich auf heiße Maronen, hausgemachte Speckknödel oder eine deftige Brettljause. Dazu passt eigentlich immer ein „Siaßer“ oder Sie genießen den Hauswein. Mit Südtiroler Wein können Sie eigentlich nichts falsch machen. Im Zweifel einfach nachfragen, welchen man Ihnen zu dieser oder jener Südtiroler Spezialität empfehlen kann.
Und wer an der alpinen Feinkost erst einmal Gefallen gefunden hat, darf sich ruhig ein paar essbare Souvenirs mitnehmen. Zu den Klassikern der Südtiroler Feinkost gehören der Bergapfelsaft der Sorte Weirouge genauso wie ein guter Rotwein oder Weißwein. Knackige Südtiroler Äpfel sind häufig auch auf deutschen Märkten zu finden. Wenn es einmal schnell gehen soll, nutzen Sie einfach das Chutney Apfel oder Apfelstrudel Glas von Alpe Pragas. Einmal aufschrauben und das Törggelen kann beginnen.
Bildquellen:
Beitragsbild (Obstplantagen in Südtirol) – © Obstplantagen in Südtirol
Kastanien (Maronen) in Pfanne: © karepa – stock.adobe.com