Beispiele für Spielzeug von früher kann man kaum aufzählen, ohne damit einen Hauch von Nostalgie zu transportieren. Ein Ball, Straßenkreide, Kreisel, Murmeln, oder einfach ein Stück Holz konnten Kinder in der Vergangenheit stundenlang begeistern und beschäftigen. Aber ist das heute wirklich anders? Hat sich die Freude am analogen Spiel tatsächlich so sehr aus dem Kinderalltag verabschiedet oder liegt es einfach nur daran, dass in den Kinderzimmern hochwertiges Spielzeug Mangelware ist?
Früher war alles besser?!
Der oft gebrauchte Satz „Früher war alles besser“ ist ein Mythos, der sich hartnäckig von einer Generation auf die nächste überträgt. Interessanterweise erlebt ihn fast jeder von beiden Seiten: Einmal, indem man ihn von den Älteren zu hören bekommt, und ein zweites Mal, wenn man ihn selbst verwendet – und sei es nur in Gedanken. Auch der Ausspruch „Zu meiner Zeit war das noch nicht so“ fällt in diese Kategorie. Natürlich haben sich die Dinge, mit denen Kinder spielen, über die Jahre verändert. Holzpuppen sind heute Plastikpuppen, Pfeil und Bogen wurden gegen Kunststoff-Revolver eingetauscht und analog machte Platz für digital.
Und doch gibt es sie noch. Spielsachen, die damals wie heute in Handarbeit hergestellt werden, deren Form und Material noch nahezu gleich sind wie in der „guten alte Zeit“, und die mit ihrer hochwertigen Verarbeitung und der transparenten Entstehungsgeschichte einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Das Paradebeispiel für ein Unternehmen, in dem nach dieser Manier gearbeitet wird, ist die Schweizer Traditionsfirma Trauffer, die seit über 80 Jahren Kinderspielzeug aus Holz produziert und ihren Bestseller, die rotgefleckte Kuh, überaus erfolgreich in alle Welt verkauft.
Am Anfang war die Kuh
Für ein Kind, das in der Schweiz großgezogen wurde, zählt die grob geschnitzte Kuh aus dem Hause Trauffer vermutlich zu den frühesten Erinnerungen. Auch der Trauffer Urs, die beliebte Figur aus dem Kinderbuch „Schellen-Ursli“ steht vermutlich auf zahlreichen Regalen, Nachtkästchen und Spielzeugschränken. Denn nirgendwo ist die Traditionsmarke für Kinderspielzeug so verbreitet wie in ihrer Schweizer Heimat.
Die typische Formensprache, die zwar bewusst einfach gehalten, aber dennoch höchst lebendig ist, ist neben dem Material Holz das Markenzeichen der 50-köpfigen Manufaktur. Bereits in dritter Generation ist die Firma in familiärer Hand und hat durch die innovative Leitung des Gründer-Enkels Marc Trauffer den Sprung in die unternehmerische Gegenwart geschafft. Durch und durch analoge Spielsachen werden über moderne Kanäle vermarktet und in die ganze Welt verkauft. Die Kuh macht neben zahlreichen anderen Bauernhoftieren die Kinderzimmer bunter. Sie hat keine Knöpfe, keinen Bildschirm und auch den Sound muss man selbst hinzu-muhen. Aber mit einem eigenen Social Media-Kanal erreicht sie Erwachsene und Kinder in großer Zahl und erinnert täglich daran, dass Kinderspielzeug aus Holz die Kreativität am besten beflügelt.
Wenn Holz zum Leben erwacht
… dann ist das Ziel der Schweizer Kinderspielzeug-Manufaktur erreicht. Die Traufferschen Figuren mit ihrem reduzierten Erscheinungsbild unterstützen Kinder dabei, ihre Kreativität zu entfalten und in die Welt der Fantasie abzutauchen. Ohne überfordernde Reize kann ein Kind auch in Zeiten von Smartphone und Fernseher völlig im analogen Spiel versinken – ganz so, wie es früher geschah, als es all das noch nicht gab. Das Sortiment an Trauffer Holzspielwaren bietet vieles, was der Vorstellungskraft Flügel verleiht. Denn die vielfältigen Figuren und Tierarten, ihre unterschiedlichen Größen, Haltungen und Farben – natürlich alles von Hand bemalt – laden regelrecht dazu ein, in selbst erdachten Geschichten zu versinken und den Kinderzimmerboden in eine würzig duftende Almwiese zu verwandeln, auf der Schafherden grasen und der Bauer das Heu einbringt.
Ein wenig abseits der Schafe steht der hölzerne Traktor mit Anhänger, auf den Strohballen und Milchkannen geladen sind. Glücklicherweise spielt das Wetter heute auch wieder mit, denkt der Bauer, während er pfeifend zu seinem Traktor marschiert. Neben ihm springt Finn, der junge Berner Sennhund fröhlich durch das Gras und stößt ein freudiges Bellen aus. Auch er ist glücklich über das schöne Wetter, denn obwohl es Finn als Hütehund gewohnt ist, im Freien zu sein, kann er Regen partout nicht ausstehen.
Wenn es dann doch wieder einmal gewittert, verkriecht er sich viel lieber im Stall bei den Kühen oder sogar im Bauernhof „Albula“ bei Herrchen und Frauchen. Am meisten frisches Stroh gibt es im Stall von Rössli Hü, doch dorthin traut sich Finn nur selten. Denn das blaugefleckte Pferd ist viel größer als er, es überragt sogar fast den Bauernhof. Wenn das Rösslein einmal nicht aufpasst und ihn mit den Hufen erwischt, denkt Finn, dann würde er wohl ein paar schmerzhafte Prellungen davontragen. Manchmal wundert sich der junge Hund, warum es dem Bauern so gar nichts ausmacht, ein solch riesiges Pferd zu halten. Im Spiel ist eben alles möglich, sagt er sich dann und wedelt mit seinem hölzernen Schweif, bevor ihn eine Kinderhand zum Schlafen ins weiche Stroh bettet.
Zeitvertreib für drinnen und draußen
Kinderspielzeug aus Holz, wie es etwa auch von der Kreiselmanufkatur Mader kommt, ist nicht nur aufgrund der aktuellen Debatte rund um Nachhaltigkeit und Umweltschutz ein großes Thema. Auch rein praktisch gesehen ist Holz ein ideales Material für Spielsachen. Es kann in jede beliebige Form gebracht werden, ist langlebig und hält es aus, mit Feuchtigkeit und Schmutz in Berührung zu kommen. Und das ist bei Spielzeug-Klassikern wir dem Springseil oder einem Wurfkreisel auch eine unbedingte Voraussetzung.
Mit diesen „Dauerbrennern“ wurden schon mehrere Generationen vor uns groß – wobei der Wurfkreisel nicht die gleiche Reichweite hat, wie die Springschnur. Im Alpenraum kennt man den „Totzn“ schon seit vielen Jahrzehnten und trug damit bis in die 70er Jahre regelrechte Turniere auf den Dorfstraßen aus. Beim sogenannten „Totzn hacken“ geht es darum, erbettelte Münzen zu gewinnen, indem man sie durch einen geschickten Wurf mit dem Kreisel aus einem am Boden aufgezeichneten Kreis herausschießt. Es braucht einige Übung, bis man sich an diesem Spiel überhaupt beteiligen kann, aber wenn es einmal gelingt, den Kreisel tanzen zu lassen, wird man sich nur schwer wieder lösen können.
Babytauglich, traditionsbewusst und brandaktuell
Spielzeug muss nicht immer aus Plüsch sein, um Babys und Kleinkinder zu faszinieren. Der frühe Kontakt mit Naturmaterialien schult Haptik und Feinmotorik und ist zudem auch gesundheitlich unbedenklich. Es ist also weitaus vernünftiger, bei Babyspielzeug zu einer naturbelassenen Holzrassel zu greifen, als eine schreiend bunte Plastik- oder Metallschelle zu kaufen. Bei vielen Menschen ist diese Einstellung bereits angekommen, denn Spielsachen aus Holz sind wieder auf dem Vormarsch. Einige davon feiern ihr Comeback sogar in ihrem originalen, uralten Erscheinungsbild, wie etwa die „Grödner Docke“. Nachdem die Produktion der traditionellen Grödner Holzpuppen in den 30er Jahren zum Erliegen kam, verschwanden sie nahezu vollständig. Außerhalb von Spezialmuseen bekam man die Glieder- und Fatschenpuppen kaum mehr zu sehen, bis diese Kunst vor einigen Jahren wieder von einer Holzbildhauerin neu belebt wurde. Die bunten Puppen aus Südtirol ziehen nun wieder in die Kinderzimmer ein. Und eine Jahrhunderte alte Tradition erstrahlt in neuem Glanz